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Wie das Loslassen beim Festhalhen hilft

Aktualisiert: 24. Juni 2021

Ein Beitrag eines Ex-Gamers.


#4 Das Kind zurückhaben wollen


Zu sagen, dass Eltern viele Fehler im Umgang mit Videospielen und ihren jugendlichen Kindern machen, ist eine Aussage, die so nicht stimmen kann.

Denn zum einen sind die jugendlichen Kinder keine Kinder mehr, sondern auf dem Weg ins Erwachsen sein. Die meisten von ihnen fühlen sich auch wie Erwachsene und wünschen sich als solche behandelt zu werden. Wenn sie dann jemand, wie ein Kleinkind überwacht und in ihr Verhalten steuern will, führt das automatisch zu Konflikten.

Dazu kommt noch, dass Jugendliche im Grunde zwei Aufgaben zu erfüllen haben:

  • Zum einen wäre das die Abgrenzung vom Elternhaus, um ein eigenes soziales Netzwerk aufzubauen.

  • Zum anderen, das Erschaffen einer eigenständigen Identität und Persona. Das kann zwar als eine aufregende Herausforderung angesehen werden, viel öfter aber, wird es als etwas extrem Angsteinflößendes und Einschüchterndes wahrgenommen.

Hier betreten Videospiele nun die Bühne, denn sie bieten oft eine gute Alternative. Jugendliche können sich hier mit echten Menschen zu Gemeinschaften zusammenschließen, um zusammen schwierige Aufgaben zu lösen. Dass es hierbei keine realen Konsequenzen gibt, hat zur Folge, dass viele unsichere und ungefestigte Individuen lieber in eine virtuelle Welt flüchten, als das reale Leben in Angriff zu nehmen.

Oft entsteht noch der positive Nebeneffekt, dass man einer Tätigkeit nachgeht, die Mama und Papa so gar nicht passt. Umso mehr sie dem Jugendlichen zu verstehen geben, wie ungern sie ihn so lange vor einem Bildschirm sehen, desto lieber verbringt er Zeit mit seinem Computer.

Sicherlich hat man beim Zocken von Zeit zu Zeit ein schlechtes Gewissen, aber das löst sich dann schnell wieder auf. Immerhin hat man zwei Fliegen mit einer Klatsche geschlagen und eine eigene Gruppe in dem Onlinespiel gefunden, während man sich dabei auch noch von seinen Eltern distanziert hat.

Von außen betrachtet, wirkt das oft so, als wäre das kreative, interessierte und lebensfrohe Kind durch den Computer total entzaubert worden, was man zurückbekommt ist ein unmotivierter und abgestumpfter Jugendlicher.

In der Realität aber ist der Computer mit seinen unzähligen Welten oft nur die effizienteste Option, um mit dem Leben klarzukommen. Gäbe es keine Videospiele, die so viele Bedürfnisse des Jugendlichen befriedigen würden, dann würde er ganz schnell etwas anderes suchen und finden.


In gewisser Weise stellen Computerspiele so ein Medium für den männlichen Jugendlichen dar, mit welchem der Übergang ins Erwachsenensein anscheinend einfacher gemacht wird. In den Spielen finden sie alles was sie suchen (wenn meist auch nur unbewusst); eine starke Gruppe, schwierige Aufgaben, den Wettkampf, oder auch den Kampf an sich, sowie ein starkes Gefühl von Abenteuer und neuen Erfahrungen.

Die Entwicklungen und rebellischen Phasen seines Kindes nicht nur akzeptieren, sondern bestenfalls auch respektieren zu müssen, ist eine große Herausforderung.

Was es aber an diesem Prozess zu verstehen gilt, ist die Tatsache, dass sich das Kind in eine neue Person entwickelt und eine Veränderung erlebt, mit der er selbst oft nicht zurechtkommt. Er selbst will oft das Kind von früher bleiben, merkt aber, dass dieser Rückschritt nicht möglich ist und frustriert in dieser überfordernden Situation. Gleichzeitig will man als Elternteil eine Unterstützung bei dieser Entwicklung sein, muss aber feststellen, wie schwierig es sein kann, sein Kind von damals loszulassen, um ihm lediglich bei seinem eigenständigen und wenig beeinflussbaren Weg ins Erwachsenwerden zuzuschauen. Auf den positiven Effekt dieser Veränderung zu vertrauen, und das auch zu vermitteln, kreiert die beste Grundlage für eine gesunde Entwicklung.


Weiter zum Teil 5



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